19.06. 2020
Offener Brief an Herrn Martin Feldner, Hauptinitiator Erdwärmebecken im Grünstreifen zwischen Planegg/Gräfelfing und Martinsried
(Druckversion offener Brief hier, Anhang hier
)
Sehr geehrter Herr Feldner,
habe leider Ihren Gemeinschaftsantrag für den Erdbeckenspeicher eben erst gelesen, weil ich heute den ganzen Tag unterwegs war.Ich bedanke mich für die Zusendung. Damit Sie meine Antwort heute noch lesen können, werde ich mich mit meiner Replik kurz fassen: Es gäbe noch viel mehr zu schreiben.
Allem, was Sie in diesem Antrag über die technische Seite des Erdbeckenspeichers veröffentlichen , kann ich prizipiell fast ganz zustimmen.Was mir hauptsachlich fehlt, ist die Beantwortung der Fragen, ist die Lage dieses Erdbeckenspeichers die richtige, und zweitens, welches sind die Folgen für das gesamte Würmtal und für alle seine Bewohner, wenn dieser große Wärmespeicher gebaut wird.
Die Lage mitten im eng bewohnten Würmtal zwischen dem Wohngebiet von Martinsried und Gräfelfing wird von allen Bürgern, die ich bisher gesprochen habe, abgelehnt. Niemand spricht sich grundsätzlich gegen CO2-freie Energiegewinnung aus, das wird auch weitgehend befürwortet. Im Gegensatz zu Ihren Vorschlägen aber weiß ich , dass wir in Martinsried z. B zufrieden sind mit der Fernwärmeversorgung der Stadtwerke München. Die gewinnen übrigens ihre Energie auch zum großen Teil nachhaltig. Alle Gewerbegebiete und auch Wohngebiete, die Sie als potentielle Abnehmer für den neuen Erdwärmespeicher anführen, sind bisher schon gut mit Energie versorgt und werden aus Zufriedenheit nicht ohne Weiteres ihren Energielieferer wechseln.Das Problem zeigte sich schon einmal beim Bau des Fernwärmenetztes in Gräfelfing damals, als das Holzschnitzelkarftwerk gebaut werden sollte. Ihr Problem also wird unserer Meinung nach sein: Sie werden mit der Abnahme der Energie u. U. Schwierigkeiten haben.
Auch die Anlieger werden sich nicht mit dieser Lage des Speicherbeckens neben ihren Häusern abfinden. Insbesondere fühlen sich die Bürger gänzlich übergangen: Bürger von Planegg und Martinsried wurden seinerzeit in einem umfangreichen Bürgergutachten (2015) befragt, wie sie sich die Gestaltung der beiden Orte in Zukunft wünschen.Die höchste Zustimmung hat eindeutig der Erhalt und die Weiterentwicklung des Grünstreifens zwischen Planegg/Gräfelfing und Martinsried erhalten als Aufenthalts- und Erholungsort für die Bürger. Das sollte auch in Zukunft Grundlage aller Planungen in diesem Grünstreifen bleiben.
Und da sind wir schon beim zweiten Problen, das in Ihrem Antrag auch nicht erwähnt wird:
Wir würden uns wünschen, wenn Sie auch ein wenig über den Telerrrand hinausschauend in die Zukunft denken möchten. Die Abnehmer Ihrer neu gewonnenen Energie werden unserer Meinung nach nicht ohne Weiteres nur im Würmtal in ausreichender Zahl zu finden sein, dies würde ein so kostspieliges Unternehmen aber zwingen, dass die Gemeinden u.U.neues Gewerbe anwerben und dazu zustimmen würden, um die Wirtschaftlichkeit des Wärmespeichers ncht zu gefährden. Womit wirbt man besonders erfolgreich? Mit vorhandener Energie und natürlich auch mit Bauland. U.U. würden die Gemeinden in der Folge gezwungen werden, bzw auch ganz gerne, zusätzliches Gewerbe im Würmtal anzuheuern. Herr Christoph Göbel hat einmal vor vielen Jahren in einer Großveranstaltung in Gräfelfing gesagt, damals ging es um das große Holzschnitzelkraftwerk, er fände es gut, den Grünstreifen zwischen Martinsried und Gräfelfing, und das meiste davon liegt auf Gräfelfinger Grund, mit Gewerbe zu bebauen, das täte Gräfelfing und dem Energiehersteller gut.
Es besteht also die große Gefahr, dass mit der Zustimmung zum Bau eines großen Speicherwärmebeckens, die Tür geöffnet wird, dass sich der gesamte Grünstreifen u. U. mittelfristig zum Gewerbegebiet entwickelt, auch, weil ein großer Energiespeicher natürlich neues Gewerbe anzieht, zum großen Nachteil der Anwohner und der Natur. Weil das Erholungsgebiet und die Frischluftschneise (übrigens auch für die Münchner)vernichtet werden würde, mittelfristig, aber auf Dauer. Ein dann großes Gewerbegebiet benötigt auch eine gute Verkehrsanbindung möglichst zu Autobahnen. Dann wäre der Weg gefährlich frei für die Autobahnverbindung AB Lindau, Entlastungsstraße Grafelfing, Umfahrung Martinsried, Münchner Straße AB Garmisch , also durch Gräfelfing. durch Martinsried und durch Neuried hindurch.Die Autobahnverbindung Gäfelfing-Garmisch wäre Realität geworden.
Seit der Gründung unseres Vereins vor ca 18 Jahren haben wir uns auf die Fahnen geschrieben: Keine Autobahnverbindung zwischen AB Lindau in Gräfelfing und der AB Garmisch in Neuried/München.
Diese Straßenverbindung darf nie kommen. Sie zerstört die Luftschneise des Grünstreifens, der übrigens als geschütztes Trenngrün zwischen den Orten Gräfelfing und Martinsried fungiert. Sie bringt Lärm, Luftverschmutzung, gefährdet Natur und Umwelt und zudem die Gesundheit der hier lebenden Menschen.
Können Sie diese gefährlichen und sehr wahrscheinlichen Konsequenzen als "Grüner" verantworten? Vielleicht gäbe es auch verbindliche Vereinbarungen, die diese negativen Konsequenzen u. U. verhindern können. In Ihrem Antrag finde ich sie nicht.
Bis jetzt ist die Firma Glück immer rnoch verpflichtet, Ihre sämtlichen Betätigungen im Grünstreifen zu rekultivieren. Das ist mit einem Erdbeckenspeicher nicht mehr der Fall.
Grün ja, aber nicht auf Kosten von Grün
Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir uns , nur wir beide, zu einem persönlichen Gespräch über dieses Thema zusammensetzen. Mit Mundschutz versteht sich.
Machen Sie einen Vorschlag.
Mit freundllichen Grüßen
Dr. Barbara Gutmann
Vorsitzende
Bürgerinitiative Planegg Martinsried e.V.
Alexander-Fleming-Str. 14
82152 Planegg-Martinsried
Mobil: 0172 / 831 14 96
E-Mail: info@bi-planegg-martinsried.de
www.bi-planegg-martinsried.de
Anhang:
Feldner Antrag Grüne 2020 Wärmespeicher - hier
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